Interview: Kanalkinder in Rumänien

Sonia lebte als Kind in einem Kanalschacht. Der Salesianerpater Don Sergio SDB entdeckte sie und ihren Bruder auf den Straßen von Constanta. Heute lebt Sonia mit ihrer Tochter in einer Sozialwohnung. Nicht alle Kanalkinder haben den Absprung von der Straße geschafft.

„Sie können ein Leben in Würde führen“

In den 70er Jahren lebten in Rumänien viele Kinder auf der Straße. Sie schliefen in Kanalschächten, um sich vor der Kälte zu schützen. Don Sergio Bergamin SDB wurde auf diese Kinder aufmerksam. Der Pater kümmerte  sich um sie bis heute lässt ihn das Schicksal dieser jungen Menschen nicht los.

Wie haben Sie den Straßenkindern geholfen?

Wir kauften ein kleines Haus in der Peripherie von Constanta. Dort gab es zwei Duschen und auch Schlafmöglichkeiten. Zudem haben wir den Jungen und Mädchen ein warmes Essen angeboten. Die Kinder sind sehr gerne zu uns gekommen. Wir haben auch Weihnachten mit ihnen gefeiert. Zusammen gegessen, gesungen und Spaß gehabt. Es ist wichtig, für die Kinder und Jugendlichen da zu sein. Zeit mit ihnen zu verbringen und ihnen zu zuhören.

Was waren die Herausforderungen?

Viele Kinder lebten schon lange auf der Straße. Es zog sie deshalb auch immer wieder dahin zurück. Sie hatten Probleme sich an Regeln zu halten. Das kannten sie nicht. Ein großes Problem waren natürlich auch die Drogen. Viele Kinder waren abhängig. Wir haben ihnen  geholfen, davon los zu kommen. Manche sind aber auch immer wieder zu uns zurückgekehrt. So wie die Geschwister Sonia und Vasile.

Straßenkind mit sechs Jahren

Die beiden waren die ersten Straßenkinder, die im Don Bosco Haus in Constanta übernachtet haben. Vasile war circa 14 und Sonia zehn Jahre alt. Ihre Mutter war gestorben und mit dem Stiefvater kamen sie nicht klar. Da sind beide irgendwann auf der Straße gelandet. Vasile war sechs Jahre alt, als er weglief. Für Mädchen ist das Leben auf der Straße besonders hart, weil sie schneller Opfer von Gewalt werden. Sonia ist oft verprügelt worden.

Film: Kindheit im Kanal

Was ist aus Sonia und Vasile geworden?

Sonia und Vasile haben es geschafft, ihren Weg zu gehen. Sie leben in bescheidenen Verhältnissen, aber nicht mehr auf der Straße. Sonia hat eine winzige Wohnung, in der sie zusammen mit ihrer  sechsjährigen Tochter wohnt. Sie kann ihre Tochter alleine großziehen, auch wenn es finanziell nicht leicht für sie ist. Ihr Mann ist an einem Tumor gestorben. Sie erhält nur eine kleine Rente für sich und ihre Tochter. Sonia hat gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Das ist ein Riesenschritt nach vorne.  Vor einigen Jahren hätte sie das noch nicht geschafft!

Vasile ist eine ehrliche Haut geblieben

Vasile war nie im Gefängnis. Das ist nicht selbstverständlich bei einem solch harten Leben auf der Straße. Er arbeitet auf dem Markt und erledigt auch manchmal Einkäufe für Rentner. Die Leute wissen, dass sie ihm vertrauen können. Er ist eine ehrliche Haut geblieben. Es macht mich glücklich, die beiden zu sehen! Trotz aller Widrigkeiten haben sie es geschafft, ein Leben in Würde zu führen.

 

Juni 2015 - Das Interview führte Kirsten Prestin

Noch Fragen?

Die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos sowie die Don Bosco Schwestern haben es sich zum Ziel gesetzt, weltweit benachteiligten jungen Menschen in Risikosituationen zu helfen. Sie setzen sich für eine bessere Welt mit mehr Zukunftschancen für Kinder und Jugendliche an sozialen Brennpunkten ein. Don Boscos Werk gilt als die wohl größte kirchliche Schöpfung des 19. und 20. Jahrhunderts. Heute sind rund 15.000 Salesianer Don Boscos in über 1.800 Niederlassungen in 132 Ländern hauptsächlich in der Jugendarbeit tätig. 

Don Bosco ist der Name des italienischen Priesters und Seelsorgers Johannes Bosco, der sich schon vor mehr als 150 Jahren für die Jugend einsetzte. Die Jugendlichen zu Zeiten Don Boscos haben zwar unter anderen Umständen gelebt als die heutige Jugend, doch viele Probleme und Herausforderungen sind die gleichen geblieben. Auch heute noch leben viele junge Menschen am Rande der Gesellschaft. Sie haben es schwer gesellschaftlich teilzuhaben und sich eine Zukunft aufzubauen. Deswegen steht der Name Don Bosco heute für ein weltweit tätiges Netzwerk mit einem erfolgreichen und bewährten pädagogischen Ansatz, das sich für die Anliegen von Kindern und Jugendlichen einsetzt.

Don Bosco Mission Bonn fördert Projekte der Salesianer Don Boscos und der Don Bosco Schwestern in circa 80 Ländern. Schwerpunktländer sind:

  • Afrika: Demokratische Republik Kongo, Ghana, Elfenbeinküste, Kenia, Madagaskar, Ruanda, Sambia, Sierra Leone, Südafrika, Südsudan, Uganda.
  • Asien: Indien, Myanmar,Philippinen, Vietnam
  • Ozeanien: Papua Neuguinea, Salomonen
  • Lateinamerika: Argentinien, Bolivien, Haiti, Kolumbien, Peru
  • Nahost: Ägypten, Jordanien, Libanon, Syrien, Türkei
  • Osteuropa: Albanien, Republik Moldau, Rumänien

Eine Übersicht finden Sie in unserer Länderkarte.

In unseren Projekten fördern wir Kinder und Jugendliche weltweit, die am Rand der Gesellschaft leben oder Gefahr laufen, ausgegrenzt zu werden. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Körperliche, geistige oder seelische Beeinträchtigungen, eine zerrüttete Herkunftsfamilie, Drogenerfahrung, Aberglaube, Leben im Slum, Zugehörigkeit zu einer ausgegrenzten Bevölkerungsgruppe oder aufgrund der ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit.

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Damit das Leben dieser jungen Menschen gelingt!

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