Anna und Mihail reden über Skype mit ihrer MutterAnna und Mihail reden über Skype mit ihrer Mutter

Mama gibt es nur per Skype

Die achtjährige Ana und der 13-jährige Mihail sehen ihre Mutter regelmäßig im Internet. Jede Woche skypen sie mit ihr. Die Mutter arbeitet in Italien als Haushaltshilfe. Einmal im Jahr kommt sie nach Hause.

Treffpunkt Internet

Als der dudelige Skype-Sound verkündet, dass ihre Mama anruft, ziehen sich Ana und Mihail zwei Stühle vor den kleinen Schreibtisch. So nah wie möglich rutschen  die beiden Geschwister an den Bildschirm. Sie können ein paar Basteleien zeigen und ein paar Worte wechseln - dann friert das Gesicht der Mutter ein. Die Verbindung ist abgerissen.

Ein Besuch im Jahr

Seit fünf Jahren arbeitet Natalia M. in Italien, zur Zeit betreut sie eine alte und kranke Frau in deren Wohnung. Einmal im Jahr kommt Natalia für zwei Monate nach Hause - für acht Wochen. „Es ist sehr schwer für mich, ohne meine Familie hier zu sein. Aber das Opfer müssen wir bringen“, sagt die 38-Jährige. Natalia hat früher in Moldawien in einer Teppichfabrik gearbeitet - für 100 Euro im Monat. Jetzt verdient sie 900 Euro und kann davon jeden Monat 600 bis 700 Euro nach Hause schicken. Was Natalias Mann Vladimir verdient, reicht vorne und hinten nicht. Er arbeitet im Schichtdienst in einer Tortenfabrik und ist daher oft nicht zuhause, wenn die Kinder aus der Schule kommen. Natalias Mutter Kati kümmert sich meist um ihre Enkel. 

Investition in die Zukunft

Die Familie möchte Ana und Mihail ein besseres Leben ermöglichen als es die Eltern und Großeltern haben. „Ich hoffe, dass die Kinder einmal hier in Moldawien studieren und arbeiten können“, sagt Oma Kati. Sicherheitshalber sollen die Kinder aber auch mehrere Sprachen lernen. Mihail hat schon Russisch, Englisch und Französisch in der Schule, Ana Französisch und ab dem nächsten Schuljahr Englisch. Die beiden haben auch schon Berufswünsche: Mihail möchte Polizist werden, Ana Lehrerin.

 

 

Kapitel 2: Die Skype Mama - Mama gibt es nur per Skype